TikTok-Ads leicht gemacht: Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Kampagnenerstellung

Dieter Schmidt-Finell
Dieter Schmidt-Finell
TikTok-Ads leicht gemacht: Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Kampagnenerstellung

Machen wir uns nichts vor: Wenn staatliche Verbotsversuche vor Gericht scheitern, kann diese Rakete niemand mehr stoppen. Mit über 1,5 Milliarden Nutzer:innen und einer sich immer weiter ausbreitenden demografischen Nutzung ist TikTok kein Jugendphänomen mehr, sondern gliedert sich zukünftig in die drei großen Kuchenstücke ein: Meta, YouTube und TikTok. Umso wichtiger ist es, dieses wichtige Social Media Feld mit einem eigenen Channel, Ads und Creatives zu besetzen.

Warum TikTok-Ads sinnvoll sind

Wenn Du nicht gerade Luxusyachten oder Altersheime an den Mann bringen willst, ist die Frage überflüssig: Warum sollte ich als Unternehmen TikTok nutzen oder dafür werben? Trotzdem hier ein paar Zahlen und Fakten, die Dich überzeugen sollten:

  • TikTok wird weltweit von 1,7 Milliarden Menschen in über 150 Ländern genutzt. 35 Prozent der 18- bis 24-Jährigen greifen auf die beliebte App zurück, wobei etwa 75 Prozent aller Nutzer:innen unter 35 Jahre alt sind. Es werden also nach wie vor sehr junge Menschen erreicht, die TikTok exzessiv nutzen: Der durchschnittliche User verbringt etwa sechs Stunden pro Woche in der App. Rechnet man die inaktiven Accounts mit ein, wird deutlich, dass die anvisierte Zielgruppe TikTok zwischen einer und zwei Stunden pro Tag nutzt - ein idealer Ort, um die eigene Werbung zu platzieren.
  • Zieht man verschiedene Datenquellen außerhalb der aufpolierten TikTok-Blase heran, so bekommt man bei TikTok immer noch mehr für sein Geld: Pro tausend Einblendungen zahlt man hier im Schnitt rund 9,5 Dollar. Bei Facebook muss man dagegen mit einem durchschnittlichen CPM von 14,9 Dollar rechnen. Allerdings nähern sich diese Werte von Jahr zu Jahr an: TikTok wird nach den ersten günstigen Jahren immer teurer.
  • Die durchschnittliche CTR (Click Through Rate) liegt bei TikTok mit 0,58% auf dem üblichen Niveau anderer Plattformen. Auch die CR (Conversion Rate) von 1,1% weicht nicht wesentlich ab. Dennoch legt man mit TikTok Ads das Fundament für nachgelagerte Käufe, indem man die Marke bei jungen Käufer:innen bekannter macht. Und natürlich unterscheiden sich die Werte je nach Branche deutlich: Eine Case Study von RMS Beauty (organische Kosmetikprodukte) zeigt eine CTR von 2,2%. Je näher man also an den Interessen junger Menschen ist und sich dem Thema Nachhaltigkeit widmet, desto höher sind die Erfolgschancen.
  • Und natürlich ist die CTR nur eine Metrik, die herangezogen werden kann. Eine amerikanische Studie von Magna zeigt, dass Marken, die auf TikTok werben, eine um acht Prozent höhere Präferenz aufweisen als Marken, die nicht auf TikTok werben. Die Kaufwahrscheinlichkeit steigt um sechs Prozent und die Suche auf TikTok um sieben Prozentpunkte. Suche? Moment mal. Richtig gehört. TikTok ist für Jugendliche aus SEO-Sicht genauso wichtig wie Google.
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  • Laut der Nielsen Custom Authenticity Study, die TikTok selbst in Auftrag gegeben hat, finden 68 Prozent der Nutzer:innen, dass sich TikTok-Werbeinhalte im Vergleich zu anderen Plattformen besonders oder einzigartig anfühlen. Gegenüber anderen Konsument*innen kaufen TikTok-Nutzer*innen mit einer 1,5-mal höheren Wahrscheinlichkeit ein Produkt, das sie auf der Plattform entdeckt haben.
  • TikTok-Ads müssen nicht zwangsläufig das Format eines kurzen Videos haben. Es können auch andere unterhaltsame Dialoge, ganze Gags, Shows oder TED-Talks beworben werden, die sich wie ein privates TikTok anfühlen oder eher versteckt werblich wirken und sich so nahtlos in den Feed einfügen. 
    TikTok bietet mit dem Business Center eine äußerst nutzerfreundliche Umgebung. Neben den bewährten und gängigen Einstellungen zum Targeting kann man seine Kampagnen auf Klicks, Reichweite und Conversions optimieren lassen. Die Betonung liegt auf „lassen“, denn alles andere übernimmt TikTok. Natürlich sollte das Creative auf das Ziel abgestimmt sein. Außerdem steuert TikTok automatisch die Intensität der Kampagne je nach Budget und Zeithorizont.

Wie funktionieren das TikTok Business Center und der Ads Manager?

Um die sofort aufkommende Frage zu beantworten, hier ein paar Zeilen darüber, welche Funktionen und Möglichkeiten das Business Center eigentlich bietet.

Das TikTok Business Center ist quasi die zentrale Schnittstelle für alle geschäftlichen Belange. Nach dem Anlegen des Accounts, der Verwaltung der Zugriffsrechte und der Zahlungsinformationen kann man direkt mit der ersten Kampagnenerstellung loslegen. Hier wechselt man unbemerkt in den mächtigen TikTok Ads Manager, kann seine Kampagnenziele (Traffic, Community Interaktion, Lead Generation, Website Conversion) definieren, sowie seine Zielgruppen und das Budget festlegen.

Für die Erstellung der Creatives stehen folgende Tools zur Verfügung: Für Kleinstunternehmen bietet TikTok ein Editing-Tool, mit dem man seine Ads direkt bearbeiten kann. Die Rubrik „Content Inspiration“ zeigt gut laufende Ads und dient als Inspirationsquelle, während man mit „Instant Pages“ dank vorgefertigter Beispielseiten und einem Baukastensystem schnell eine eigene Landingpage inklusive CTA-Buttons basteln kann.

Die nahtlose Verzahnung von Ads und E-Commerce kann hier also voll ausgenutzt werden. Natürlich kann man Kampagnen starten, stoppen oder neu starten und seine Schlüsse aus den wichtigsten KPIs ziehen.

Das Business Center kann aber noch mehr: Größere Unternehmen gewähren hier Agenturen Zugang zu den verschiedenen TikTok-Kanälen, verwalten alle Kampagnen und behalten so den Überblick. Ein Rechtesystem verhindert ungewollte Aktionen. Auch Werbekonten können hier verknüpft werden. So erhalten beispielsweise andere Content Creators und Influencer Zugriff auf die gleichen Advertising Assets. Zusätzlich können Ads mit einem Tracking-Pixel versehen werden, der wiederum die eigenen Audience-Daten speist, aber auch auf anderen Influencer-Kanälen eingefügt werden kann, um eine Customer Journey abzubilden.

Wie man als Unternehmen agiert

Aller Anfang ist schwer - was reflexartig eine Agentur ins Spiel bringt. Wer aber über kameraaffines Personal oder die grafischen Fähigkeiten (Stichwort Canva) verfügt, kann hier viel bewusster und kostensparender agieren, um nicht den Großteil des Budgets an eine Agentur zu verschwenden. Wenn Du grundlegende Tipps zu Video-Ads benötigst, checke unsere 7 Tipps aus und mach sie zu Deinem Vorteil. Folgende Schritte sollten zunächst verinnerlicht werden:

Schritt 1:
Nutze die von TikTok angebotene Rubrik „Content Inspiration“, um einen groben Horizont zu zeichnen. Was passt zu Deiner Branche? Welche Ziele sollen mit Deinen Ads erreicht werden (Views, CTR, Conversion)? Wenn Du etwas Passendes gefunden hast, versuchst Du es zu kopieren. Halte Dich nicht zu lange in Feedbackschleifen auf. Der erste Schuss ist nur ein Test, ob der Bogen überhaupt funktioniert. Alternativ kann man auch bereits erstellte 9:16-Anzeigen oder Adaptionen von 16:9-Anzeigen ins Rennen schicken. Auch die folgenden fünf Tipps helfen, ein Gefühl für die Plattform zu bekommen. 

Schritt 2:
Erstelle eine Kampagne und veranschlage ein sehr kleines Budget von ca. 100 Euro, um erste Daten zu generieren. Der Zeithorizont sollte zwei Wochen betragen, was bei dem geringen Budget völlig ausreichend ist. In der Zwischenzeit folgt der nächste Schritt:

Schritt 3:
Finde Deinen eigenen Stil für die nächste Anzeige. Überlege Dir, was Deine Marke ausmacht, was Deine USPs sind, welche Tonalität zu Dir passt und entwickle mit Deinem Team das richtige Wording für die Canva-Ads oder das richtige Auftreten Deines Testimonials. Versuche diesmal nicht, etwas anderes zu kopieren, sondern behalte den Leitgedanken im Hinterkopf, dass alles, was Du jetzt tust, auf das Konto „Authentizität“ einzahlt. Ganz wichtig: Verwende 50 Prozent Deiner Ressourcen darauf, wie Du die entscheidenden ersten drei Sekunden gestaltest.

Schritt 4:
Baue Variationen von Deiner TikTok-Anzeige: Verwende alternative Ideen oder andere Bilder, Wörter, Anfangsszenen, Lieder oder Geschwindigkeiten. Schicke diese verschiedenen Werbespots mit dem gleichen Mindestbetrag ins Rennen und schaue, welches Pferd am besten abschneidet.

Schritt 5:
Zieh deine Schlüsse aus der Analyse deiner KPIs und Daten. War Dein eigener Ansatz besser als die Kopie? Finde heraus, warum einige Ads im AB-Testing besser performen als andere. Und was bedeutet das für meine grundsätzliche Ausrichtung?  

Schritt 6:
Herzlichen Glückwunsch! Du hast einen Meilenstein erreicht. Du hast den Mut gehabt, einfach anzufangen. Erfolg ist in diesem Bereich nicht wirklich planbar. Er generiert sich aus einer Trial-and-Error-Schleife, die Du erneut durchlaufen musst, indem Du wieder bei Schritt 1 oder 2 beginnst - nur diesmal mit einem besseren Gefühl im Gepäck, dass Dein Bogen dem Ziel immer näher kommt. Verteidige Deinen Ansatz mit dem Argument, dass Du Dich in einer Analysephase mit minimalem Geldeinsatz befindest, um wichtige Daten zu generieren.

Erst danach kannst Du entscheiden, ob Du eine professionelle Agentur oder Produktionsfirma beauftragst oder selbst die große Budget-Keule auspackst - dann aber mit dem fundierten Wissen, dass die Ads funktionieren werden. Nichts ist schlimmer, als ohne konkrete Vorstellungen an eine Agentur heranzutreten und das Zepter der Unternehmenskommunikation komplett in fremde Hände zu legen.

Modernes Marketing heißt auch: schnell sein, agil sein, selbst Hand anlegen und mit eigenen Content Creators arbeiten. Das ist nicht nur billiger, sondern langfristig ein Prozess, der ein ganz anderes Selbstverständnis in der Marketingabteilung auslösen wird. Und damit verbunden, weil man sich oft nicht verweigern kann: Eine Grundsatzdebatte bleibt oft nicht erspart: Darf sich der werbliche Auftritt so weit von der Corporate Identity entfernen? Denn eines ist klar: Alles, was schrill, laut, schräg und unterhaltsam ist, hat die Nase vorn.

Fazit Ads auf TikTok

Bytedance (das Unternehmen hinter TikTok) minimiert mit einer breit angelegten Werbekampagne „TikTok for Business“ die Marktanteile der Konkurrenz - aus gutem Grund. Wer bei den unter 35-Jährigen als Marke präsent sein will, kommt an den chinesischen Giganten nicht vorbei. Dafür sprechen nicht nur demografische Daten, sondern auch die Tatsache, dass viele junge Menschen ausschließlich auf TikTok unterwegs sind - und sogar die Google-Suche in das Kurzvideonetzwerk verlagern. Je nach Größe und Ressourcen eines Unternehmens ist es durchaus möglich, die eigenen 9:16 Instagram Ads auch auf TikTok auszuspielen und passable Ergebnisse zu erzielen. 

Wer hier aber All-In geht und dedizierte TikTok-Ads mit einer sehr jungen und unterhaltsamen Tonalität entwickelt, sichert sich die nächste Generation von Käufer:innen - oder umgekehrt: Kein deutsches Unternehmen kann sich wirklich der Überheblichkeit hingeben, dass TikTok nur ein vorübergehender, unbegründeter Hype ist. Und natürlich sollte neben den Anzeigen auch ein eigener TikTok-Unternehmenskanal eingerichtet werden. Stichwort Suche: Wo suchen potenzielle junge Arbeitnehmer:innen, um sich ein Bild von einem Unternehmen zu machen? Ganz genau! Bei TikTok.

Und wenn dann noch ein weiterer Kanal zu den anderen Netzwerken hinzukommt, stellt sich die Frage: Wie organisiert man das alles? Ganz einfach: Mit Facelift. Wir vereinfachen und organisieren die redaktionelle Planung, die Abstimmung mit Produktmanagern und anderen Stakeholdern sowie das Community Management. Die Vorausplanung der Posts erfolgt automatisch, unsere Analysen liefern Dir die nötigen Daten und unsere KI "Lifty" ist nur eines von vielen zeitsparenden Features. Wie wäre es mit einer persönlichen Demo? Entdecke alle Funktionen von Facelift - unverbindlich und kostenlos!

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Dieter Schmidt-Finell
Dieter Schmidt-Finell

Mehr über den Autor

Auch wenn mein kreativer Wechsel zum Video-Segment bedeutet, dass ich nur noch am Rande mit dem Schreiben konfrontiert werde, kribbelt es freudig in den Fingern, wenn ich die Tastatur bearbeiten darf. Zehn Jahre Special-Interest-Journalismus, Soziologie-Studium, Rap und Peotry-Slam hinterlassen hier ihre Spuren. Aber auch bei der "reinen" Video-Arbeit hilft meine Text-Vergangenheit bei Inhalten, Dialogen und der Ideenfindung.